Biber

Ökosystemingenieur mit scharfen Zähnen

Dank intensiver Schutzmaßnahmen ist der einst vom Austerben bedrohte Biber wieder in unserer Landschaft verbreitet. Als Ökosystemingenieur verändert er wie kein anderes Tier Landschaften und ist damit ein gern gesehener Naturschutzhelfer, aber auch Grund für Konflikte in von Menschen genutzten Naturräumen.

 

Die in Brandenburg heimischen Biber gehören zu einer Unterart des Elbebibers und bilden ein Drittel des Weltbestandes. Daher hat das Bundesland eine besondere Verantwortung bei der Erhaltung des Bestandes. Unsere Biber sind nach internationalem und nationalem Recht streng geschützt.

 

Artbetreuer: vakant

Direkter Ansprechpartner bei Biberkonflikten ist die Untere Naturschutzbehörde.

Der Biber ist mit einem Gewicht von bis zu 30 kg das größte europäische Nagetier und hervorragend an das Leben im Wasser angepasst. Die farbenblinden Tiere sind nachtaktiv und leben in Familienverbänden, bei denen die Jungtiere der letzten beiden Jahre zusammen mit den Eltern den Bau bewohnen. Biber paaren sich im Februar und bekommen im Mai ihren Nachwuchs, der im Alter von 10 Monaten die Milchzähne verliert und erst dann eigenständig Gehölze  schneiden kann. Biber sind Veganer und fressen keinen Fisch.

Eine Biberburg ist ein beeindruckender Anblick. Die Knüppelbaue gibt es aber nur dort, wo der Biber keine Röhren in Uferböschungen graben kann. Der Kessel des Baus liegt immer über Wasser, der Eingang unter Wasser. Stürzt ein Kessel im Boden ein, wird er mit Ästen abgedeckt und so zu einem sogenannten Mittelbau. Einzeltiere verbringen die Tage oft in Sassen, das sind Unterschlupfe in Ufernähe.

Biber gestalten aktiv ihren Lebensraum. Damit sie bei Gefahr abtauchen können, halten sie den Wasserstand bei ca. 80 cm, indem sie Knüppeldämme anlegen, die sie mit Schlamm abdichten. In einem Biberrevier sind oft mehrere solcher Dämme angelegt. Diese kaskadieren die Fließgewässer und fördern deren Strukturvielfalt und Dynamik. Lebensräume mit besonders hohem Artenreichtum entstehen. Dämme vermehren die Grundwasserbildung und halten auch bei Trockenheit Wasser in der Landschaft.

Die potenziellen Biberreviere in Brandenburg sind nahezu vollständig besetzt. Die Art ist überall dort anzutreffen, wo auch Wasser ist. Weil wir es nach der Ausrottung des Bibers in unserer Region verlernt hatten, mit ihm und seinen landschaftsgestaltenden Aktivitäten zu leben, entstehen bei der Neubesiedlung immer wieder Konflikte in den von Mensch und Biber beanspruchten Naturräumen. Unsere Kulturlandschaft ist noch immer von der Prämisse geprägt, Wasser abzuleiten anstatt zu halten. Die Annahme, die Trockenlegung von Sümpfen für wirtschaftliche Zwecke sei eine sinnvolle Maßnahme, ist noch immer weit verbreitet. In Anbetracht klimatischer Veränderungen findet jedoch allmählich ein Umdenken statt. Maßnahmen werden ergriffen, um Moore zu erhalten und nach Möglichkeit wieder zu vernässen. Der Biber ist dabei ein wertvoller Helfer. Das wird jedoch nicht von allen akzeptiert; Biberdämme werden immer wieder illegal geöffnet, selbst in unseren Naturschutzgebieten. Die Zerstörung von Biberdämmen ist gesetzlich verboten, wenn diese zum Erhalt des Wohngewässers mit Bau beitragen, und eine Straftat, die mit hohen Geldstrafen geahndet wird.

Doch nicht nur für die Errichtung von Burgen und Deichen fällen Biber Bäume und Gehölze im Revier. Die Tiere halten keinen Winterschlaf und legen sich als Vorrat sogenannte Nahrungsflöße in Baunähe an. Daher machen sich die Biber vor allem in den Wintermonaten mit ihren Fällarbeiten bemerkbar. Am Fällplatz bleiben meist nur dicke Stämme übrig, alles andere wird abtransportiert. Das verbleibende Totholz  und die offene Landschaft werden wertvoller Lebensraum für andere Arten. Der Biber frisst am liebsten Weichhölzer wie Weide und Pappel, macht aber auch vor Eichen nicht halt. Abwechslung im Geschmack wie auch das Schärfen der Zähne sind Grund dafür. Wenn besonders erhaltenswerte Bäume verbissen werden, können diese durch eine mindestens einen Meter hohe Drahthose geschützt werden. Hierfür haben sich Estrichmatten bewährt. Hasendraht, Teppiche und Plastikfolien sind ungeeignet. Das Holz kann auch mit einem quarzhaltigem Mittel bestrichen werden.

Bei großer Trockenheit kann auch der Biber nicht für einen ausreichend hohen Wasserstand sorgen. Zunächst legt er in Baunähe Gräben an, damit der Eingang tauchend erreicht werden kann. Ist auch dies nicht mehr möglich und die Eingänge liegen frei, wird das Revier verlassen. Wenn das Wasser wieder steigt, wird es wieder besiedelt.