Das 68 Hektar umfassende Naturschutzgebiet Pinnower See am südlichen Ende von Oranienburg weist zahlreiche Biotoptypen auf, die von einer mannigfaltigen Naturausstattung zeugen. Der Pinnower See, ein eutropher Flachsee, ist das Zentrum des Schutzgebietes. An ihn schließen sich ausgedehnte Verlandungszonen, Schwimmblattgesellschaften, Röhrichte und Seggenriede an. Ehrlenbruchwald, Reste der Weichholzaue und Feuchtwiesen bis hin zu Sandtrockenrasen auf Talsanden vervollständigen das Landschaftsbild.
Durch die abwechslungsreiche Gliederung der Landschaft ist das standorttypische Artenspektrum sehr vielfältig. Das NSG ist Rückzugsgebiet und Reproduktionzentrum bedrohter Pflanzengesellschaften und zahlreicher geschützter Tierarten. Zentrale Aufgabe ist, für einen optimalen Wasserhaushalt zu sorgen, um den Flachsee mit seinem wachsenden Verlandungskörper zu erhalten. Außerdem müssen Wiesenflächen jährlich gemäht und beräumt werden, um wärmeliebende Pflanzen zu fördern und Wiesenbrütern die Existenzgrundlage zu sichern. Nicht zuletzt gilt es, Störungen von außen abzuwehren, die durch die Siedlungsnähe permanent auftreten.
Gebietsbetreuung: Claudia Köhler
Schützenswerte Lebensräume und Lebensgemeinschaften
Eutropher Flachsee mit Verlandungszonen, Schwimmblattgesellschaften, Weiden-Faulbaum- und Erlenbruchgesellschaften, Röhrichte, Seggenriede, Weichholzauenwald, Pfeifengraswiesen, Feuchtwiesen, ein wachsender Moorkörper und Sandtrockenrasen
Bedeutende Tierarten
Elbebiber, Fischotter, Feldhase, Braunkehlchen, Drosselrohrsänger, Eisvogel, Feldlerche, Flussseeschwalbe, Neuntöter, Rohrdommel, Trauerseeschwalbe, Zwergdommel, Moorfrosch
Etwa 475 Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien und Insekten wurden bisher in dem Gebiet nachgewiesen.
Bedeutende Pflanzenarten
Breitblättriges Knabenkraut, Drachenwurz, Großer und Kleiner Klappertopf, Kuckuckslichtnelke, Steifblättriges Knabenkraut, Sumpfsitter, Teufelsabbiss, Waldengelwurz, Wasser-Schwertlilie, Wasserknöterich
Etwa 700 Arten an Pflanzen, Pilzen, Moosen und Flechten wurden bisher erfasst.
Neophyten sind Pflanzen, die direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst vom Menschen in Gebiete eingeführt wurden, in denen sie natürlicherweise nicht vorkommen. Häufig werden diese Arten durch die Entsorgung von Gartenabfällen verbreitet. Die oft invasiven Pflanzen können sich stark ausbreiten. Geschützte Arten des Biotops werden von diesen Neophyten verdrängt und drohen damit zu verschwinden. Das zu verhindern bereitet im Naturschutz massive Probleme.
Im NSG Pinnower See versucht der NABU Oranienburg in Arbeitseinsätzen, dieses Problem zu drosseln. Das kann im Ehrenamt nur bedingt geleistet werden. Verantwortlich ist eigentlich das Land Brandenburg.
2022 haben wir einen Flyer an die Anwohner des Naturschutzgebiets verteilt, der aufklärt und um eine Änderung ihrer bisherigen Gewohnheiten bittet.
Eine, aufgrund ihrer großen Artenvielfalt besonders wertvolle Wiese wird durch invasive Neophyten wie die Kanadische Goldrute (Solidago cannensis) und das Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) bedrängt. Das könnte - wenn nichts getan wird - so weit führen dass, die Bestände der Kanadischen Goldrute so dicht wachsen, das keine einheimische Art mehr Raum hat.
Seit Jahren bemühen sich unsere aktiven Mitglieder in regelmäßigen Arbeitseinsätzen darum, diese Neophyten von der Wiese fernzuhalten. Unsere Beharrlichkeit zahlt sich aus: Der Zustand der Wiese hat sich deutlich verbessert. Seit den 15 Jahren, die wir hier tätig sind, hat sich der Bestand um ca. 95% reduziert.
Am 5. Juli trafen sich erneut 8 Aktive, um Kanadische Goldrute (Solidago cannensis) zu ziehen. Diese etwas mühsame Methode ist sehr effektiv, da die Pflanzen vor der Samenbildung mit dem Rhizom entfernt werden. So sind zwei Wege der Verbreitung unterbrochen.
Wir hatten ideale Bedingungen - am Vortag hatte es geregnet und es war nicht zu heiß. Der Abeitseinsatz war sehr erfolgreich: Die Wiese ist augenscheinlich frei von Kanadischer Goldrute. Vom Drüsigen Springkraut bleiben nur Restbestände im Randbereich. Unsere "Ernte" konnten wir dieses mal in sechs Laubsäcken sofort abtransportieren.
Herzlichen Dank an alle, die uns weiter beharrlich unterstützen, dieses Kleinod zu erhalten. Das war ein relativ leichter und sehr fröhlicher Arbeitseinsatz.
Allen Beteiligten ganz herzlichen Dank! Es war sehr schön, wieder einmal gemeinsam anzupacken und mit dem guten Gefühl nach Hause zu gehen, etwas bewirkt zu haben.
Bei einem weiteren Arbeitseinsatz wurde auch das Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) im Randbereich der Wiese entfernt.
Danke an meine Familie.
324 kg wurden in Germendorf entsorgt.
Danke an die Wildtierhilfe e.V. für die Bereitstellung ihrer Technik und die tatkräftige Unterstützung.
Im November wurde bei einem gemeinsamen Arbeitseinsatz mit Vereinsmitgliedern und einem Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde Oberhavel eine auf die Wiese gefallene Weide entfernt. Herzlichen Dank an alle Helfer.
Die mächtige Krone hätte in der Wiese neu gewurzelt und so die Sukzession - die Vereinahmung der Fläche durch Bäume - beschleunigt. Der Stamm wurde an den Rand der Wiese gezogen, damit die nötige Pflegemahd wieder bis an ihre Grenzen erfolgen kann. So konnten viele Quadratmeter dieser geschützten Kulturlandschaft als wertvolles Biotop erhalten werden.
Seit 2010 führt Heidemarie Näther das Tagfaltermonitoring im NSG Pinnower See durch. Die Erfassung wird von unserem Entomologen Frank Clemens betreut, überprüft und an das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle weitergeleitet. Die Ergebnisse der letzten Jahre sind leider ernüchternd. mehr zum Thema Artenmonitoring